"Was machen Sie beruflich?"


Das berufliche Leben als Patchwork, entstanden aus Neigungen, Begabungen und - dem Zufall. Einige "Grundfarben" tauchen immer wieder auf und halten alles zusammen. Mein besonderes Interesse gilt: Sprache(n); anderen Menschen und ihren Lebensgeschichten; alternativen Lebensentwürfen jenseits von Konsum und Hektik; fremden Kulturen (insbesondere China) und den reizvollen Unwägbarkeiten interkultureller Begegnungen.

Mittwoch, 27. März 2024

Buchmesse und Lesung in Leipzig

Zum ersten Mal auf der Leipziger Buchmesse! Und gleich zwei schöne Gelegenheiten zu feiern. 

Am Freitag bekam "meine" Verlegerin Britta Jürgs vom AvivA-Verlag den mit 35.000 € dotierten Kurt-Wolff-Preis 2024 für unabhängige Verlage verliehen, weil sie "mit nicht nachlassender Energie und großem Spürsinn die weiblichen Stimmen der Weltliteratur zur Geltung bringt". (Begründung der Jury). Den Förderpreis erhielt Nikola Richter vom Verlag mikrotext.

Foto: Simone Hausdorf

Es war einfach schön, die beiden Verlegerinnen über ihre Arbeit und die Anfänge ihrer Verlage reden zu hören. Da steckt so viel Mut, Begeisterung und Engagement dahinter. Beglückende, manchmal überraschende Erfolge, aber auch immer wieder finanzielle Durststrecken. Wie schön, dass es solche Preise gibt, die diese Arbeit unterstützen!

 

 

 

Von links nach rechts: Katharina Meyer, die Vorsitzende der Kurt-Wolff-Stiffung, Nikola Richter, Britta Jürgs, die Laudatorin Zoe (man denke sich zwei Punkte auf dem e) Beck. 



Foto: Simone Hausdorf

 

Abends wurde dann in der Connewitzer Verlagsbuchhandlung in der Innenstadt noch ein bisschen gefeiert. Dabei entstand dieses Foto:

Links neben mir und Hilke steht Eva-Maria Thüne, die vor kurzem ein Buch von Hanna Kiel Die Schlacht um den Hügel. Eine Chronik aus Fiesole im August 1944 im AvivA-Verlag herausgegeben hat. (mehr)




Foto: Evelyn Kretschmar

Am Samstag stand dann Hilkes und meine Lesung im Konfuzius-Institut an, im Rahmen von Leipzig liest. Um es gleich vorweg zu sagen: Es hat richtig Spaß gemacht! Etwa vierzig Zuhörerinnen und Zuhörer, eine anregende Moderation (von Lena Thölke), interessante Fragen aus dem Publikum und viel positives Feedback hinterher.

Foto: Jupp Hartmann

Am Sonntag waren Jupp und ich dann endlich auf der Messe selbst. Aber wir haben nur ein paar Stunden durchgehalten. Diese Menschenmassen! (283.000 sollen es insgesamt gewesen sein). Der Geräuschpegel, die Reizüberflutung! Obwohl es natürlich großartig ist, dass es solche Messen gibt, dass so viele Menschen sich offensichtlich doch noch für Bücher interessieren. Wer nicht auf der Messe war, kann sich in der Mediathek noch die eine oder andere Veranstaltung ansehen. 

Ich fand es auch beeindruckend, wie sich die ganze Stadt beteiligte. 2.800 Veranstaltungen an mehr als 300 Orten bei Leipzig liest! 

Julia Baudis, Simone Hausdorf, Britta Jürgs

Natürlich haben wir auch den Messestand von AvivA besucht, für uns in dieser Situation eine Art Fels in der Brandung. Übrigens wurden während der Messe nicht nur wir, sondern auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Claudia Roth, die Beauftragte für Kultur und Medien, am Stand gesichtet!

Britta Jürgs und ihre beiden Mitarbeiterinnen waren vermutlich am letzten Tag schon am Rande ihrer Kräfte, aber sie ließen sich nichts anmerken. 

Im Hintergrund rechts unser Buch.

 

 

Ob die Zukunft wirklich weiblich ist, kann ich nicht sagen. Aber für mich waren diese Tage in Leipzig eindeutig weiblich geprägt. Angenehm!


Donnerstag, 21. März 2024

Lesungen in Duisburg und Krefeld

Nach einer Winterpause gibt es jetzt wieder ein paar Lesungen. Zum Beispiel konnten Hilke und ich uns am 12. März davon überzeugen, dass dieser Schriftzug am Duisburger Hauptbahnhof der Wahrheit entspricht. 

Es gibt Duisburg wirklich. Und in Duisburg das Kulturcafé Edel, wo wir auf Einladung des Konfuzius-Instituts (KI) Metropole Ruhr und der Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft (GDCF) Düsseldorf  unser Buch vorstellen konnten, lebendig und fachkundig moderiert von Susanne Baumann von der GDCF (links) und Susanne Löhr vom KI (rechts).

Foto: Martina Henschel

Foto: Martina Henschel



Die Caféatmosphäre trug sicher zum Gelingen des Abends bei. (Auch wenn die Kaffeemahlmaschine manchmal schon sehr laut war.)

Einige Cafébesucher*innen ließen sich spontan auf die neue Situation ein und wandelten sich zum interessierten Lesungspublikum. So dass wir dieses Mal wohl auch ein paar Leute erreichten, die mit China vorher nicht so viel zu tun hatten.



 

Foto: Achim Sperber
Am nächsten Abend waren wir dann auf Einladung der GDCF Krefeld-Niederrhein in der VHS in Krefeld zu Gast. Auf dem Foto mit der Vorsitzenden des Vereins, Prof. Dr. Marie-Louise Klotz.


 

Und morgen geht es zur Buchmesse nach Leipzig!! Ich war noch nie dort, kenne die Stadt auch überhaupt nicht und bin schon sehr gespannt!

Dienstag, 13. Februar 2024

Das Jahr des Drachen 2024

Letzten Samstag, am 10. Februar, hat nach dem chinesischen Mondkalender das Jahr des Drachen begonnen und das Jahr des Hasen abgelöst. 


Das Hasenjahr sollte für Frieden, Diplomatie, Entspannungspolitik stehen. Da hat der Hase offensichtlich einen schlechten Job gemacht. 

Der Drache ist dagegen ein mächtiges Tier. Ein Drachenjahr steht für grandiose und kühne Projekte, für Denken in großem Maßstab. Es gilt als günstiges Jahr für Eheschließungen, Geburten und Geschäftseröffnungen. Aber in meinem Astrologiebuch heißt es auch: "Im Jahr des Drachen brechen Glück wie Desaster in massiven Wogen über uns herein. Gekennzeichnet wird es von zahlreichen Überraschungen und Naturkatastrophen." (Theodora Lau: Chinesische Astrologie)

Anders als bei uns ist der Drache in China ein positives Symbol. Menschen, die im Zeichen des Drachen geboren sind, gelten als leidenschaftlich, kühn und großherzig. Sie sind direkt und offen und keineswegs nachtragend. Die negative Seite ist eine gewisse Dickköpfigkeit und eine Neigung zum Größenwahn. 

 

 

 

Wir haben jedenfalls das neue Jahr am Samstag mit einem schönen Fest in unserer Wohnung begangen. Mit chinesischem Essen, vielen Fu (=Glück) Zeichen, die ein chinesischer Freund kalligraphiert hat und die die Gäste mit nach Hause nehmen durften. Und eine chinesische Freundin spielte uns etwas auf der Guzheng vor. Der Auftakt war schon mal gut, jetzt kann das Glück über uns hereinbrechen.







Montag, 15. Januar 2024

Gutes Omen für 2024

Am 4. Januar, das Jahr war noch frisch, ging ich in ein Café, um meine Wünsche und Vorsätze für das neue Jahr aufzuschreiben. Ein Ritual. Das Café war fast voll, ich fand noch ein Plätzchen und breitete mein Tagebuch und meine bunten Filzstifte aus. Am Tisch neben mir saß ein smarter, junger Mann. Ein älteres Ehepaar fragte, ob es sich dazusetzen könnte. Und dann gerieten die drei unversehens in ein Gespräch - über das Weltgeschehen, Tennis, Stars, persönliche Interessen. Ein Gespräch, das über Smalltalk hinausging und an dem offensichtlich alle Beteiligten ihr Vergnügen hatten. Auch ich am Nebentisch, wenngleich es nicht ganz einfach war, mich gleichzeitig auf meine guten Vorsätze zu konzentrieren. "Das ist ja heute mal eine unerwartete Begegnung!", meinte der ältere Mann erfreut. Als ich ging, saßen sie immer noch da. 

Ich nahm es als gutes Omen für dieses Jahr. Menschen, die sich nicht kennen und miteinander ins Gespräch kommen, unerwartete Begegnungen, die den Tag bereichern... Mehr davon!

Dienstag, 19. Dezember 2023

Kleinode des Alltags - Der neue Kalender von Tanja Soler Zang

Wie schon letztes Jahr möchte ich auf den Kalender von Tanja Soler Zang aufmerksam machen. Mit ihren Fotos macht sie das Besondere im Alltäglichen sichtbar.

Mit ihren eigenen Worten:

"Erst kommt das Staunen und dann das Fotografieren. Dabei verdichten sich Oberleitungen zu abstrakten Zeichnungen, eine Sitzgelegenheit im Watt lädt zum Verweilen ein und das Mauerblümchen sprießt an besagtem Ort. Mit Staunen und mit Bewunderung huldige ich in meiner Fotografie diesen Kleinoden des Alltags. Diese einzufangen bildet die Grundlage für meinen SOLZA-Kalender 2024." 

Diesen wunderbaren Kalender stellt sie auf ihrer Website kostenlos zum Herunterladen zur Verfügung.

Donnerstag, 14. Dezember 2023

Lyrikfest Hannover 1. Dezember

Schön ist es, wenn man eigene Lesungen mit Besuchen oder kulturellen Erlebnissen anderer Art verbinden kann. 

In Hannover kam alles zusammen: Ich habe meine Freundin Sabine Göttel besucht, die nicht nur die Akademie Literatur & Leben betreibt, sondern auch eine preisgekrönte Dichterin ist. Und am Tag nach meiner Lesung gemeinsam mit Caroline Hartge und Hans Georg Bulla beim Lyrikfest im Hannover Literaturhaus gefeiert wurde. Anlass war die Veröffentlichung der ersten drei der auf zehn Bände angelegten Lyrikedition Hannover. Das Literaturhaus war voll, immer wieder wurden die noch freien Plätze gezählt, dennoch mussten einige Interessierte abgewiesen werden. Schon das eine Freude: Dass sich in diesen Zeiten an einem nasskalten Abend so viele Menschen auf den Weg machen, um Gedichte zu hören. 

Hans Georg Bulla, Sabine Göttel, Caroline Hartge

Eine abwechslungsreiche Dramaturgie: Moderation, kurze Videoporträts der Dichterinnen und des Dichters, einfühlsame Zwischenspiele des Akkordeonisten Goran Stevanovic und natürlich die Hauptsache: Lesungen aus den Gedichtbänden. 

göttel

Hier ein Beispiel aus Grillenliebchen, (fast) passend zur Jahreszeit:

januar. weißes licht
die kälte treibt dem wald die farbe aus.
das blätterdach ist abgetragen. wir stehn
vor hellem grund. die sonne blendet in 
pastell. wir werden blind wenn wir nicht fragen.
ach! grell und scharf soll ich jetzt alles sehn.
und soll dich dreimal prüfen: war dein lob
nur kalte strategie? liebst du die lange sicht und
kannst mich groß sehn? oder tust du nur als ob?
wie kann es sein dass ich mein leben jetzt erst
deutlich lese? der junge mann rät zur askese
und zu mehr eigensinn. er muss es wissen. er
lässt sich ohne ratschlag von den musen küssen.
mein komplizentraum wird nichts mehr nützen.
dein bild erscheint in scherbenpfützen.
mein sehnen dehnt sich bis es bricht.
frostkalter januar. und weißes licht.

Dienstag, 5. Dezember 2023

Lesungen in Oldenburg, Hamburg und Hannover

Die letzte Novemberwoche war voller Lesungen. Ich nenne das Tingeltangel und meine das positiv. Ich finde es schön, an unterschiedlichen Orten zu lesen, neue Menschen kennenzulernen, Kontakte zu knüpfen. Und nie genau zu wissen, was mich erwartet. Es sind immer kleine Wunder möglich.

1. Oldenburg (Niedersachsen)

Am 26.11. waren Hilke und ich in Oldenburg von der dortigen Gesellschaft für deutsch-chinesische Freundschaft (GDCF) eingeladen. Da es sich um eine Sonntagsmatinee handelte, die um 11 Uhr anfing, mussten wir uns früh auf den Weg machen und konnten so mal den Sonnenaufgang am Hamburger Hauptbahnhof erleben. 

Der Vortragssaal war für die zwanzig Gäste vielleicht etwas groß bemessen, aber diese waren sehr interessiert. Und anschließend gab es noch spannende Gespräche in einem Café. Besonders schön fand ich, dass auch Herr Troschel gekommen war. Er ist der Enkel von Elise Troschel, einer der Frauen aus unserem Buch, einer Ärztin, die 1903 nach China ging. Er selbst ist mittlerweile 88 Jahre alt und schwärmte von seiner Großmutter und ihrem "chinesischen Zimmer", das die Enkelkinder nur bei seltenen Gelegenheit betreten durften, etwa wenn sie sich verletzt hatten. 



Hier ein Foto mit Gerlinde Pehlken (Mitte) von der GDCF, die uns eingeladen hatte. Sie hat selbst viele Jahre in China gelebt. 

Im Hintergrund das imposante Gebäude - früher ein Krankenhaus, jetzt ein Kulturzentrum -, in dem wir unseren Vortrag halten durften.





2. Lyceum Club Hamburg

Auf den Lyceum Club stieß ich zuerst bei einer der Frauen in unserem Buch: Marie von Bunsen initiierte 1905 - nach englischem Vorbild - den ersten deutschen Lyceum Club in Berlin. Betuchte Damen der höheren Gesellschaft taten sich zusammen, um Frauen in Kunst und Wissenschaft zu fördern (mehr). Das damalige Clubhaus hatte ein Lesezimmer, ein Kamin- und ein Billardzimmer und einen großen Garten. 

Den Lyceum Club gibt es noch immer (bzw. wieder) - international und auch in Hamburg. Doch von eigenen Clubräumen ist man heute weit entfernt. Stattdessen trifft man sich monatlich in einem eleganten Hamburger Hotel. Dort konnten Hilke und ich am 28.11. unser Buch vorstellen und wurden zu Kaffee, Kuchen und belegten Brötchen eingeladen.

Und in der Lobby des Hotels brannte immerhin ein (Gas)Kaminfeuer und verbreitete etwas englisches Flair. 

 

3. Hannover

Die letzte Lesung für dieses Jahr fand am 30.11. vor ca. 30 interessierten Menschen in der Oststadtbibliothek Hannover statt. Eingeladen hatte uns die Akademie Literatur & Leben, die von meiner langjährigen Freundin Sabine Göttel und ihrer Kollegin Christina Rohwetter betrieben wird bzw. wurde. Im Januar 2024 beenden die beiden nach 15 Jahren ihre Arbeit an der Akademie und widmen sich neuen Aufgaben. Unsere Lesung war also wohl die letzte Vortragsveranstaltung in diesem Rahmen.

Foto: Alwin Alles

Alwin Alles, ein alter Freund, den Sabine, Jupp und ich aus Saarbrücker Studientagen kennen, war zufällig auch in der Gegend und kam zur Lesung.

Die "Saarbrücken-Gang" (ich, Sabine Göttel, Alwin Alles, Jupp Hartmann)
Und Hilke traf eine frühere Arbeitskollegin aus dem Theater wieder, die sie seit 30 Jahren aus den Augen verloren hatte. Auch eines dieser kleinen Tingeltangel-Wunder!